Psychisch labil: Bin ich zu emotional?

„Heute ist irgendwie nicht mein Tag“ – wie oft haben wir diesen Satz schon selbst gedacht oder von anderen gehört. Hin und wieder mal einen schlechten Tag zu haben, ist vollkommen normal und kein Grund zur Besorgnis. Denn wie heißt es so schön: Ohne Tiefs gäbe es auch keine Hochs. Bedenklicher wird es allerdings, wenn dieser Zustand der psychischen Niedergeschlagenheit über einen längeren Zeitraum hinweg anhält. Wenn kein Licht am Ende des Tunnels zu erblicken ist. Doch ab wann genau ist emotionale Labilität noch normal und ab wann krankhaft?

Psychisch labil
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Was genau bedeutet psychisch labil?

Emotionale Labilität wird als Neurotizismus bezeichnet, sie ist einer der fünf Faktoren, welche man zu den Grunddimensionen der Persönlichkeit zählt. Der Ausdruck „psychisch labil“ fällt häufig, wenn es um die Taten eines Einzelnen geht, die viele Menschen nicht verstehen können. Menschen, die als emotional labil gelten, geraten schnell aus dem seelischen Gleichgewicht und sie brauchen sehr lange, um sich wieder zu beruhigen. Doch sind seelisch instabile Personen nur in den seltensten Fällen eine Gefahr für andere. Im Laufe ihres Lebens sind die meisten Menschen mindestens einmal von seelischer Instabilität betroffen. Emotionale Labilität ist zwar an sich noch keine Krankheit, doch kann sie im ungünstigsten Fall zu einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung führen. In diesem Fall sollte man sich in psychotherapeutische Behandlung begeben.

Welches sind die Ursachen für emotionale Instabilität?

Verschiedenste Faktoren können eine psychische Instabilität herbeiführen. Sie können körperlich, seelisch oder auch hormonell bedingt sein.

Körperliche Ursachen

Durch Unterzuckerung, also einen Mangel an Glukose, kann es zu Erschöpfung, Reizbarkeit und extremen Stimmungsschwankungen kommen. Auch eine Überzuckerung mit anschließendem Abfallen des Insulinspiegels kann zu Aggressionen und Reizbarkeit führen. Auch ein Magnesium-Mangel könnte eine Ursache sein, denn fehlt der Mineralstoff im Körper, reagieren wir mit Depressionen bis hin zu Panikattacken. Auch ein Natriummangel wirkt sich negativ auf unsere emotionale Stabilität aus. Er erhöht das Risiko von Abgeschlagenheit und starken Stimmungsschwankungen.

Hormonelle Ursachen

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – bei Jugendlichen überrascht uns das normalerweise gar nicht. Es liegt an den Hormonen, die in der Pubertät starke emotionale Schwankungen auslösen. Und auch als Erwachsene sind wir davor leider nicht gefeit. Bei Frauen können das prämenstruelle Syndrom, eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre eine emotionale Labilität verursachen.

Seelische Ursachen

Anhaltender Stress ist eine der häufigsten Ursachen für psychische Instabilität. Alltagsstress als Dauerzustand wirkt sich stark auf unseren Gemütszustand aus. Weitere Ursachen können eine Borderline-Störung oder eine manisch-depressive Erkrankung (bipolare Störung) sein.

Psychische Labilität – was genau sind die Symptome?

Dass Sie emotional instabil sind, erkennen Sie an folgenden Merkmalen:

  • wenn sich Ihr Gemütszustand innerhalb sehr kurzer Zeit extrem verändert
  • wenn Sie manchmal aus unerfindlichen Gründen sehr traurig sind
  • wenn Sie oft ohne ersichtlichen Grund weinen
  • wenn Sie oft sehr negative Gedanken haben
  • wenn Sie sich oft sehr müde oder teilnahmslos fühlen

Was kann man tun bei einer emotionalen Labilität?

Natürlich benötigt nicht jeder Mensch sofort eine therapeutische Behandlung. Es gibt einige Techniken und Strategien, um wieder zu einem emotionalen Gleichgewicht zurückzufinden. Im Folgenden lesen Sie die wichtigsten davon.

Suchen Sie den Kontakt zu psychisch stabilen Menschen

Denn wenn Sie viel mit Personen zu tun haben, die selber zu emotional sind, dann wirkt sich das auch auf Ihren eigenen Gemütszustand aus. Ein Anzeichen dafür, dass Ihnen der Kontakt zu einer bestimmten Person nicht gut tut, ist, wenn Sie sich in ihrer Gegenwart oft müde und erschöpft bzw. angestrengt fühlen. Solche Freundschaften oder Bekanntschaften, die Ihnen eher schaden als wohl tun, sollten Sie beenden und sie durch emotional stabile Menschen ersetzen.

Üben Sie sich in Achtsamkeit

Achtsamkeit bedeutet, sich in jedem Moment dessen, was man gerade tut, bewusst zu sein. Wer ein achtsames Leben führt, ist in der Regel auch emotional stabiler. Zur Übung der Achtsamkeit gibt es eine Fülle an Meditationsübungen, die hierbei helfen.

Positiv gedacht ist halb gewonnen

Es klingt einfacher, als gesagt, und kann doch Wunder bewirken. Je positiver Sie denken, desto zufriedener werden Sie sein. Ersetzen Sie zum Beispiel einen negativen Gedanken wie „Das kann ich nicht, das lerne ich nie!“ durch „Das kann ich zwar NOCH nicht, aber Schritt für Schritt werde ich es lernen.“

Seien Sie gut zu sich

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Schlaf und Bewegung. Denn kommen diese Grundbedürfnisse zu kurz, haben Sie auch keine Energie, um sich um Ihre Seele zu kümmern. Ein gesundes Gehirn arbeitet besser, und der emotionale Zustand bleibt stabiler.

Wann sollte man sich therapeutisch behandeln lassen?

Nicht krankhaft ist eine psychische Instabilität, wenn die emotionalen Schwankungen in großen zeitlichen Abständen vorkommen und wenn Sie sie recht einfach selbst in den Griff bekommen können. Auch, wenn es einen bestimmten Grund für die seelische Instabilität gibt wie eine Krankheit oder einen Trauerfall, eine Trennung oder drohende Arbeitslosigkeit, kann man nicht von einer Krankheit sprechen. Sollte die emotionale Instabilität durch anhaltenden Alkoholmissbrauch entstanden sein, sind dies auch die Probleme, die Sie zuallererst angehen müssen, bedeutet: auf Alkohol verzichten und eventuell in eine Therapie gehen.

Wer trotz der vorigen Tipps auch nach längerer Zeit nicht aus dem seelischen Tief herauskommt, sollte Freunde und Familie in seine Bedenken miteinbeziehen. Eine Meinung von „außen“ kann in der Regel sehr hilfreich sein, wenn man der Person vertraut. Beurteilen auch Personen Ihres Vertrauens Ihre emotionale Situation als bedenklich, sollten Sie auf jeden Fall einen Psychotherapeuten aufsuchen. Auch, wenn sich Ihr Zustand über eine gewisse Zeit hin permanent verschlechtert, ist es an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dafür muss sich niemand schämen, denn die meisten Menschen suchen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal einen Psychologen oder Psychotherapeuten auf. Ein erfahrener Therapeut wird bei einem ersten einfühlsamen Gespräch feststellen, ob Sie an emotionaler Instabilität leiden, und eine entsprechende Behandlung einleiten. Sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse. Bei vielen Behandlungen werden die Kosten auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.